Gegengift (Wiederaufnahme)
Ständchen für Georg Kreisler zum 100sten
Alte weiße Männer mit den bösen Liedern von Georg Kreisler – da ist keine politisch korrekte Unterhaltung zu erwarten. Im letzten Jahr wäre der 2011 gestorbene Kreisler, ein literarisch wie musikalisch herausragender Komponist, Dichter und Sänger, 100 Jahre alt geworden. Die AchtLosen-Männer – unter der Leitung und Begleitung von Marlene Wollmann – brachten Georg Kreisler aus diesem Anlass ein ‚Ständchen‘ mit einer Auswahl seiner Lieder in der Tradition seiner Everblacks. Aufgrund des Erfolgs wird dieses Programm noch einmal aufgenommen – nun eben in Kreislers 101. Geburtsjahr.
Kreislers ‚böse‘ Lieder sind nicht einfach Schwarzer Humor, sondern waren bei aller umwerfenden Komik für ihn doch bitterer Ernst. Er mischte darin ein Gegengift zu allem, was für ihn toxisch war. Und da kannte er sich aus: Die jüdische Familie Kreisler aus Wien entkam der Vernichtung durch rechtzeitige Flucht in die USA, wo sich Georg als Musiker durchschlug. Nach dem Krieg war er als Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen dabei, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. Dort eckte er jedoch mit seinen bösen Liedern immer wieder an. Er wurde angefeindet und nicht selten etwa im Radio boykottiert, weil diese die Verdrängung, neue Sentimentalität und Selbstgerechtigkeit störten. Erst spät erlangte er mit seinen erschreckend vergnüglichen Liedern Kultstatus, entzog sich aber weitgehend den öffentlichen Ehrungen.
An Aktualität haben diese Lieder nichts eingebüßt. Mit ihnen lassen sich die Krisen und Probleme unserer Zeit ebenso kommentieren wie die selbst-gerechten Debatten in den Medien.
Für die AchtLosen ist Georg Kreisler von ganz besonderer Bedeutung. Seine Lieder standen oft im Mittelpunkt ihrer Aufführungen oder waren doch ein Teil davon (Kreisler selbst hat den AchtLosen erlaubt, alle zu verwenden!). Sein künstlerischer Ansatz war für die AchtLosen prägend und sogar der Name der Gruppe kann in seiner Tradition verstanden werden.